So kann das Air aus Bachs D-Dur-Suite auch klingen: Grazil, luftig, beweglich in frischem Tempo voranschreitend ohne aufgesetztes Pathos. Jede Stimme mit einem einzigen Instrument besetzt spielte die Chapelle de la Vigne ein Air, strahlend und befreit von allem Kitsch und Sentiment. (…) Die Ouvertüre (…) musizierte das Ensemble (…) in einer rhythmisch pointierten non-legato-Manier, die viel Luft zwischen den Noten ließ und, wie sich später zeigte, auch im geschwindesten Lauf keine einzelne Note verlor oder verschwimmen ließ. (…) Dirigent Bernhard Schmidt legte forsche Tempi vor, die aus den Läufen und Arabesken der einzelnen Sätze virtuose Preziosen werden ließen. (…) Hatten schon bei der Suite die Instrumente eine unerhörte Farbigkeit des Klangs aufgefächert, so wurde diese durch das Solistensextett noch gesteigert (…). Das Publikum hatte viel zu schmunzeln, denn die Chapelle de la Vigne arbeitete mit Spaß die Lautmalereien heraus, vom Eselsgeschrei der Violinen über das Klingeln der Schellenmütze für den Narren.
Dorothea Philipp in der Badischen Zeitung vom 15. Oktober 2012